Identität und Minimalismus

Ich möchte im folgenden Argumentieren, dass klares Denken und effektive Konversation in dem Maß abnimmt, in dem der Inhalt unserer Identität zunimmt. 

Damit meine ich nicht, dass es optimal ist identitätslos zu sein, vielmehr ist gemeint, die Auslese der Inhalte unserer Identität mit Sorgfalt zu handhaben. 

1. Klares Denken und Identifikation

Das Phänomen des Confirmation-Bias beschreibt, dass wir systematisch blind für das sind, was gegen unsere Weltsicht spricht. Der einzige Weg, der Falle zu entkommen ist, eine andere Weltsicht anzunehmen. 

Sie bekommen ein Kind. Nun sehen Sie in den Straßen deutlich häufiger einen Kinderwagen, als zuvor. Ihre Weltsicht hat sich geändert. Ein mildes Beispiel. Das Nächste wird folgenschwerer. 

2. Gewaltfreie Kommunikation vs. Identifikation

Ein Chelsea-Fan verprügelt einen Manchester-Fan. Sie kennen sich nicht, identifizieren sich stark mit verschiedenen Ansichten. 

Ich erzähle einem guten Freund, wie der Zinseszinseffekt funktioniert und er mir, wie ein Laser aufgebaut ist: Wir prügeln uns. Natürlich nicht. Um genau zu sein sind wir recht Emotionslos, lediglich dankbar und neugierig. Wir haben keine Ansichten zu dem Thema in unserer Identität. Wir können glasklar sehen, was der andere meint und warum, und das bei einem solch komplexen Thema wie dem Aufbau eines Lasers. 

So lange wir unbefangen sind, können wir klar kommunizieren. 

 

Ist es nicht eine Art Identifikation mit Minimalismus, den Umfang seiner Identität klein zu halten? Nicht im eigentlichen Sinne. 

Zu sagen, man ist ein Wissenschaftler, bedeutet ja nicht, dass man eine These verfolgt, vielmehr jedoch, dass man Beweisen dorthin folgt, wo sie einen hin führen. Es gibt keine Ansicht oder Meinung im eigentlichen Sinne. Es ist ganz anders, zu glauben, es gäbe einen Gott und jegliche Geschehnisse als Evidenz dafür zu interpretieren. 

Stellen Sie sich einfach vor, sie füllen eine Schublade mit einem großen Schild, auf dem steht „diese Schublade bleibt leer“, sie füllen sie, aber nicht im klassischen Sinn, sie helfen sich, den Platz frei zu halten.